Blick auf eine Hausfront eines alten Klostergebäudes

Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg

Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg

Das historische Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg in Frankenberg beherbergt heute eine der Verwaltungsstellen des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Im geschichtsträchtigen Gebäude inmitten der Philipp-Soldan-Stadt Frankenberg ist im Nordflügel zudem auch das historische "Museum im Kloster" des Landkreises Waldeck-Frankenberg untergebracht. 

  • Geschichte

    Die Gründung des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters geht auf eine Stiftung der Edelherren von Itter zurück, die einen Herrschaftsbereich nördlich von Frankenberg besaßen. Ihr Versuch, einen Konvent in der Nähe von Sachsenberg zu gründen, schlug fehl. Unter Mithilfe der Landgrafen von Thüringen wurde das neue Kloster dann vor den Toren Frankenbergs ab 1249 errichtet und mit dem Patronat der Frankenberger Kapelle ausgestattet.

    Burg und Stadt Frankenberg sollten der hessisch-thüringischen Landgrafschaft als Stützpunkt dienen und das Kloster St. Georgenberg dazu beitragen, ihren Einfluss in diesem Raum zu stärken. Diese eher weltliche Absicht und die recht große Nähe zur aufstrebenden Stadt Frankenberg führten dazu, dass das Kloster nicht nur auf religiösem Gebiet, sondern auch im gesellschaftlichen Leben der Region eine gewichtige Rolle spielte.

  • Ordens- und Laienschwestern

    Seine Insassen waren in Ordens- und Laienschwestern eingeteilt, die großenteils aus den Familien des Landadels, aus den Patrizierfamilien der umliegenden Städte und bei Laienschwestern auch aus niedrigeren Gesellschaftsschichten stammten. Diese engen verwandtschaftlichen Bindungen zwischen dem Umland, der nahen Stadt und den Klosterinsassen führten dazu, dass es zu lebhaften Wechselwirkungen kam, die den Einfluss von St. Georgenberg über die klösterlichen Mauern hinaus erweiterten.Das Kloster wurde 1568 aufgehoben, aber die Nonnen - die letzte von ihnen starb 1581 - hatten noch Bleiberecht.

  • Architektur

    Die zweigeschossige, dreiflügelige Baugruppe aus dem 13. bis 17. Jh. ist gut erhalten und wirkt noch heute als Ganzheit. Die nach Osten hin offene Seite wurde durch ein modernes Gebäude, in dem die Verwaltungsstelle der Kreisverwaltung mit staatlichem Landratsamt untergebracht ist, größtenteils geschlossen. Das führt dazu, dass die Klosteranlage von der Stadt her schwer zu erkennen ist. Die Innenräume sind dem jeweiligen Zweck entsprechend umgestaltet.

    Am eindrucksvollsten ist zweifellos der Nordflügel, an dessen Ostseite sich die spätromanische ehemalige St.-Mauritius-Kapelle befindet. Sie ist durch Zwischendecken unterteilt. Die langen schmalen Rundbogenfenster stammen aus der Mitte des 13. Jhs. und verleihen dem Bau seinen besonderen Stil. Der restliche Nordflügel wurde Ende des 14. Jhs. errichtet und Anfang des 16. Jhs. verändert. Bemerkenswert ist der Teil, in dem sich der Rest des ehemaligen Kreuzgangs mit spätgotischen Maßwerkfenstern befindet.

  • Museum im Kloster

    Im Nordflügel des ehemaligen Klosters ist das "Museum im Kloster" untergebracht. Im Mittelpunkt der Museums-Exponate sind die Arbeiten des Frankenberger Künstlers Philipp Soldan (1500 - 1570), Holzschnitzer, Steinbildhauer und Meister der Ofenplatte im 16. Jahrhundert. Seine kunstvoll geschnitzten Balkenköpfe, die einst die Frankenberger Liebfrauenkirche zierten, befinden sich heute im Kreuzgang des Museums. Die Motive, die u. a. Mönche, Eulen, Löwen, Widderköpfe, Jungfrauen und Masken zeigen, sind sehr eindrucksvoll und markieren kunstgeschichtlich den Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Außerdem beherbergt der Kreuzgang auch Werke eines weiteren berühmten Frankenberger Sohnes: des Baumeisters und Steinbildhauers Tyle von Frankenberg (14. Jahrhundert). Der Besucher findet im Kreuzgang Sandsteinfiguren des Künstlers, ebenfalls aus der Liebfrauenkirche, die während des Bildersturms im Jahre 1606 nach Anweisung des hessischen Landgrafen Moritz dem Gelehrten entfernt und teilweise mutiliert (zerstört) wurden.

    In der umfangreichen volkskundlichen Sammlung befinden sich besondere Kleinode heimischer Kultur; um nur einige zu nennen - der älteste Blaudruck Hessens, eine Hackenbüchse mit Vorderlader aus der Zeit um 1400, die den Beginn einer neuen Waffengeneration verkörpert, eine lebensgroße Barockfigur aus Holz, die den König David mit der Harfe darstellt, ein Brützel-Altar von 1680, ein spätgotischer Sakristeischrank, die umfangreichste Stülpchensammlung Hessens und die Kriegskasse eines jüdischen Viehhändlers, ca. 1700. Im Dormitorium findet der Besucher Schaukästen mit Fossilien, z. B. Frankenberger Kornähre, und Funde der Früh- und Vorgeschichte aus der Region.