Unser Dorf: Freienhagen und Streitberg im Landesentscheid

In einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzten sich Waldeck-Freienhagen (Landkreis Waldeck-Frankenberg) und Brachttal-Streitberg (Main-Kinzig-Kreis) beim 37. Wettbewerb „Unter Dorf hat Zukunft“ durch. Beide Orte kommen damit eine Runde weiter – und nehmen am Landesentscheid des Bundeswettbewerbs teil.

Die Sieger-Orte setzten sich damit gegen 11 andere Dörfer durch, die ebenfalls am diesjährigen Regionalentscheid teilgenommen haben. Dabei bildeten der Landkreis Waldeck-Frankenberg, der Main-Kinzig-Kreis und der Hochtaunuskreis eine gemeinsame Region, die von einer achtköpfigen Bewertungskommission aus Personen aller Landkreise in den vergangenen Wochen bereist wurden.

Waldeck-Freienhagen (Waldeck-Frankenberg) belegte dabei den ersten Platz und erhält ein Preisgeld von 5.000 Euro; Brachttal-Streitberg (Main-Kinzig-Kreis) erreichte den zweiten Platz, der mit einem Preisgeld von 4.000 Euro dotiert ist. Beide Orte haben sich so für den Landesentscheid qualifiziert. Auf dem dritten Platz schaffte es Schlüchtern-Wallroth (Main-Kinzig-Kreis) und erhält 3.000 Euro. Frankenberg-Geismar (Waldeck-Frankenberg) belegte den vierten Platz und bekommt 2.000 Euro und Vöhl-Basdorf (Waldeck-Frankenberg) erreichte den fünften Platz und ein Preisgeld von 1.000 Euro. Mit Erfolg teilgenommen haben zudem Battenberg (Eder)-Laisa, Diemelsee-Adorf, Lichtenfels-Rhadern, Vöhl-Asel und Willingen-Bömighausen – alle aus Waldeck-Frankenberg – sowie die Dörfer Steinau an der Straße-Sarrod und Steinau an der Straße-Ulmbach aus dem Main-Kinzig-Kreis sowie Usingen-Kransberg aus dem Hochtaunuskreis.

Mit Begeisterung und Stolz haben sich die Menschen vor Ort eingesetzt, um ihre Orte zu präsentieren: Karten, Broschüren und Vorträge – auch in Mundart – wurden erarbeitet, viele Projekte erläutert und regionaltypische Köstlichkeiten gereicht. Verschiedene Darbietungen rundeten das besondere Programm ab. Themen wie der Verlust von Infrastruktur, Netzwerkbildung, Klimaschutz, Mobilität oder Leerstand wurden ebenso diskutiert wie gemeinschaftliches Handeln der unterschiedlichen Altersgruppen und Vereine oder das Bewahren von Traditionen. Dabei überraschten die Dörfer mit vielen kreativen Ideen: Der Kommission wurden zahlreiche Beispiele zur Belebung ehemals leerstehender Gebäude gezeigt. Einwohnerinnen und Einwohner übernahmen Initiativen zur Veräußerung von Gebäuden. Neubürger, Rückkehrer oder Geflüchtete wurden herzlich aufgenommen und durch persönliche Ansprache oder Übergabe einer Informationsbroschüre begrüßt. Auch Innenentwicklung und Stärkung dörflicher Strukturen standen im Fokus.

„Die Bewertung war nicht leicht und wurde auch durch die unterschiedlichen Ausgangslagen der Dörfer erschwert“, berichtet die Leiterin der Bewertungskommission Sigrid Göbelk vom Fachdienst Dorf- und Regionalentwicklung des Landkreises Waldeck-Frankenberg. „Uns rauchten am Entscheidungstag die Köpfe und wir mussten öfters die Dokumentationen und Fotos der Bereisungen zu Hilfe nehmen. Es war ein langer Prozess.“ Das Ergebnis war denkbar knapp: „Häufiger wurden identische Punktzahlen vergeben, die beiden Siegerorte differieren um nur 0,5 Punkte, die die Entscheidung ausgemacht haben.“

Die Kommission freute sich über jeden Ort, der am Wettbewerb teilgenommen hat. Laut der mitreisenden kommunalen Vertreterinnen und Vertreter der Orte erführen die bauliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung eines Ortes durch den Wettbewerb mit seinem enormen bürgerschaftlichen Engagement neuen Schwung. „Es ist sehr beeindruckend, was die Orte gemeinsam alles auf die Beine gestellt haben und welch großes Potential im ländlichen Raum vorhanden ist“, fasst die Kommission den diesjährigen Wettbewerb zusammen und gratuliert allen Preisträgern und Teilnehmenden herzlich. Um dieses Engagement zusätzlich zu den Preisgeldern zu unterstützen erhält jeder Ort eine Prämie in Höhe von 500 Euro seitens der zuständigen Landkreise.

Dieses Engagement lobt auch der Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg Jürgen van der Horst: „Ich gratuliere den Siegerorten zu ihrem Erfolg und danke allen teilnehmenden Dörfern für ihr beeindruckendes Engagement. Eigentlich haben sie alle gewonnen, denn in ihnen engagieren sich aktive Bürgerinnen und Bürger und setzen sich gemeinschaftlich für die Zukunft ihrer Region ein.“ 


Sonderpreise des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für herausragende Projekte in den einzelnen Fachbereichen von je 250 € werden vergeben für:

 
Bereich 1: Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen
Usingen-Kransberg – für die Entwicklungsstrategie der Kindertagesstätte durch das Projekt „KinderGarten“ (Wissensvermittlung im Bereich Natur und Landschaft durch den Bau einer Lehr- und Lernfläche auf einem Privatgrundstück mit Anbau und Pflege von Kräuter-, Obst- und Gemüsepflanzen, Errichtung eines Bienenhauses, Durchführung von Waldtagen)

Bereich 2: Soziales Engagement und kulturelle Aktivitäten
Steinau an der Straße-Ulmbach – für die Um- und Weiternutzung des eh. Nahkauf-Ladens zur „Flüchtlings-Oase“ (Ehrenamtlicher Aufbau eines multifunktionalen Zentrums mit Betreuung einer Kleiderkammer, Einrichtung eines Treffpunktes/Cafe‘s, Sprach-Unterricht von Flüchtlingen und Personen mit Migrationshintergrund)

Bereich 3: Baugestaltung und Siedlungsentwicklung
Diemelsee-Adorf -  für die Steigerung der Attraktivität des Dorfes durch Folgenutzung leerstehender Gebäude sowie Sanierung von Bausubstanz (Umbau Elektroladen zur Pflegestation der Diakonie, Ausbau Leerstand zu Eisdiele/Cafe mit Verkauf regionaler Produkte, Konzept der Daseinsvorsorge im eh. Einkaufsladen)

Bereich 4: Grüngestaltung im Dorf und der Bezug zur Landschaft:
Vöhl-Asel – für den Wissenstransfer im Bereich Fauna und Flora (Projekt Fledermauslehrpfad, Anbringen von Nistmöglichkeiten, dorfgerechte Gestaltung von Freiflächen (Sitzplatz/Freizeitanlage/Wassertretbecken/naturnahe Gewässergestaltung) mit Verwendung dorfgerechter Pflanzen sowie Erläuterungen hierzu durch Schautafeln)