Mutmachbotschaften des Landrats: Die Kraft des Lichts

Das Coronavirus ist momentan allgegenwärtig – und dominiert nahezu tagtäglich jeden Lebensbereich. Um den Menschen in Waldeck-Frankenberg in diesen schwierigen Zeiten Mut zu machen, startet Landrat Dr. Reinhard Kubat eine Artikelserie „Lichtblicke“ mit insgesamt vier Botschaften zum Mut machen. Im ersten Teil geht es um die Kraft des Lichts.


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

manch ein Blick aus dem Fenster ruft in diesen Tagen wenig Begeisterung hervor. Oft begegnet den Augen ein trüber Himmel, eine dichte Wolkendecke, wabernder Nebel, der alles mit einer dumpfen Feuchte umhüllt. Es ist noch zu früh im Jahr, als dass die Tage schon wieder lang genug sind, um über diese wenig erbaulichen Aspekte des Winters hinwegsehen zu können. Dazu noch die Pandemie, die noch lange nicht besiegt ist und der eher dunklen Jahreszeit einen weiteren Dämpfer verpasst. Da scheint es kein Wunder zu sein, wenn sich eine eher melancholische Grundstimmung bei uns Menschen breitmacht.

Dass es keinen Grund gibt, den Kopf dauerhaft hängen zu lassen, möchte ich Ihnen mit ein paar Gedanken über die leider nur allzu oft verborgenen Schönheiten des Lebens klarmachen. Ich lade Sie ein, mit mir in drei Abschnitten auf diese gedankliche Reise zu gehen. Passend zum ersten Monatswechsel in diesem Jahr beginne ich meine „Lichtblicke“ mit dem Namensgeber meiner Gedankenreise, dem Licht.

Sagt Ihnen der Begriff „Lichtmess“ noch etwas? Oder wenn Sie mit dieser Feier am 2. Februar etwas anfangen können, „Lichtmess“ also zumindest schon einmal gehört haben, wussten Sie auch, dass erst damit in früheren Zeiten die Weihnachtszeit endete? Nur noch wenige Familien oder Städte und Gemeinden halten an diesem schönen alten Brauch fest, was eigentlich bedauerlich ist. Denn durch die „Lichtmess“ mit ihrer Kerzensegnung und ihren Lichterumzügen der Kinder ist immer auch eine deutliche Gemütsaufhellung in der Bevölkerung verbunden gewesen. Die erste Ahnung des Frühlings kommt auf, wie es auch in der alten Bauernregel: „Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“ angekündigt wird.

Frühlingsahnung, Frühlingshoffnung mitten im Winter, das mutet den einen oder die andere vielleicht ein bisschen seltsam an. Aber vergessen wir nicht, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass es sogar eine wissenschaftlich belegte Tatsache ist: Die Tage werden ab dem 1. Februar deutlich länger. War es zur Wintersonnenwende am 22. Dezember nur ein „Mückenschritt“ oder um Silvester die Dauer eines Hahnenschreis, den der helle Tag der Dunkelheit der Nacht abgerungen hatte, geht die Sonne an Lichtmess schon eine ganze Stunde eher auf als noch vor gut fünf Wochen. Ganze 60 Minuten länger können wir das Licht genießen, uns an seiner hellen Strahlkraft erfreuen und seine durchaus auch heilende Wirkung auf Geist, Körper und Seele in uns aufnehmen.

Wer von uns fängt nicht an zu lächeln, wenn plötzlich die Sonne durch die Wolken bricht, ihr goldenes Leuchten verbreitet und als Lichtbrunnen aus dem Himmel dem Tag ihre warme Strahlkraft verleiht? Wer fühlt sich nicht getröstet, ermutigt, mit neuer Stärke erfüllt oder zuversichtlich durch Kerzenschein, Kaminfeuer, Martinslaternen, aber natürlich auch die guten alten Glühbirnen oder LED-Leuchten mit ihrem so unterschiedlichen und doch einmütig erhellenden Licht? Lichtduschen oder Lichttherapien, Lichtkristalle oder Tageslichtlampen… die Kraft des Lichts ist allgegenwärtig und wurde schon vor Ewigkeiten von unseren Vorfahren erkannt. Sie wussten es bereits lange vor wissenschaftlichen Erkenntnissen und Belegen: ohne Licht kein Leben.

Quer durch alle Religionen zieht sie sich, diese Erkenntnis, liebe Mitbürgerinnen und Mit-bürger - überall werden Lichterfeste gefeiert. Sei es im Christentum mit Sankt Martin, dem Luciafest, Weihnachten oder eben jener Lichtmess, von der meine Gedanken ausgingen. Sei es im Judentum mit Chanukka, mit dem Mevlid Kandili bei den Muslimen, im Hinduismus das Divali-Fest oder bei den Buddhisten das Pawarana. Stets steht das Licht im Mittelpunkt, wird es als Lebens- und Heilsbringer in den Fokus gerückt, entfaltet seine Kraft in den jahrhundertealten Riten immer wieder aufs Neue.

Wer weiß nicht automatisch, dass die Glühbirne über den Köpfen von Comicfiguren einen erhellenden Gedanken, eine zündende Idee bedeutet? Jeder von uns möchte doch gerne ins rechte Licht gerückt werden, freut sich darüber, wenn jemand Licht ins Dunkel einer Fragestellung bringt oder dafür sorgt, dass uns ein Licht aufgeht. Wir sehnen uns danach, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, wie es derzeit die Impfungen zur Eindämmung der Pandemie symbolisieren.

Lassen Sie dieses Licht in ihr Leben ein, lassen Sie es Gemüt und Seele erhellen, schöpfen Sie tief von seiner lebensspendenden Kraft. Lassen Sie uns auch leicht augenzwinkernd hoffen, dass der 2. Februar tatsächlich stürmisch und verschneit sein wird, damit wir bald danach die ersten Frühlingsboten begrüßen. Und passen Sie weiterhin gut auf sich auf, um diesen bald eintreffenden Frühling richtig genießen zu können.

Dr. Reinhard Kubat
Landrat