Landrat und Erster Kreisbeigeordneter fordern flexibleres Impfen

Deutschlandweit haben bislang rund 5 Prozent der Berechtigten eine Impfung gegen Corona erhalten. Im Landkreis Waldeck-Frankenberg liegt die Quote bei 7 Prozent. Damit nimmt der Kreis hessenweit eine führende Position ein. Aber sowohl Landrat Dr. Reinhard Kubat als auch Erster Kreisbeigeordneter und Gesundheitsdezernent Karl-Friedrich Frese halten die Situation für nicht zufriedenstellend. „Wir müssen das Impftempo erhöhen und das geht nur, wenn wir mehr Freiräume bekommen und auch Menschen impfen dürfen, die nicht zu den obersten Priorisierungsgruppen zählen“, so die beiden Dezernenten. Natürlich werde der zur Verfügung stehende Impfstoff in vollem Umfang für die Gruppe der Impfberechtigten eingesetzt, man sei aber durchaus vorbereitet und in der Lage, zusätzliche Zuweisungen an flexibel impfwillige Personen zu verabreichen.

Länder wie Israel und Großbritannien seien mit der Immunisierung der Bevölkerung deutlich weiter voran als andere Staaten, einfach, weil sie flexibler in ihren Strategien verführen. Landrat und Erster Kreisbeigeordneter sehen durchaus Raum für ein einfacheres und schnelleres Vorgehen beim Impfen. Dies liege nicht zuletzt daran, dass das derzeit in größeren Chargen verfügbare Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca an einem nicht begründbaren Imageproblem leide, das zur Ablehnung des an sich hochwirksamen und bereits millionenfach bewährten Impfstoffs durch viele Impfberechtigte führe.

Nach Berechnungen der Deutschen Presseagentur (dpa) könnten bundesweit bis Ende der Woche rund 2 Millionen Dosen AstraZeneca auf Halde liegen. „Es geht uns nicht darum, die Priorisierungsliste für die Impfungen aufzuweichen oder gar zu umgehen“, betonen Kubat und Frese. „Diese werden weiterhin Bestand haben und akribisch abgearbeitet“. Dennoch habe man das Phänomen, dass Impfstoff übrigbleibe, den man sinnvoll und schnell einsetzen wolle, um mit der Immunisierung der Bevölkerung schneller voranzukommen. Die Impfteams seien vorbereitet und motiviert und könnten ihren Einsatz noch weiter ausdehnen. Denkbar wären eine App oder ein sonstiges Medium, mit dem zu einem bestimmten Zeitpunkt des Tages bekannt gegeben wird, wie viele Dosen noch zur Verfügung stehen und über die sich Impfwillige spontan anmelden könnten. Beide Dezernenten verweisen auch auf ein Statement von Bundesgesundheitsminister

Jens Spahn, der im ARD-Morgenmagazin am Mittwoch, 3. März 2021, einen „prinzipiengeleiteten Pragmatismus“ gefordert hatte, um eine unbürokratische Planung und eine schnellere Durchführung der Impfungen zu gewährleisten. Damit hat der Gesundheitsminister nach Ansicht der Kreisspitze selbst eine weniger formalistische Handhabung seiner eigenen Impfstrategie gefordert. Ziel sollte es sein, freie Impfungen zuzulassen. Bürgerinnen und Bürger sollten die Gelegenheit erhalten, einfach im Impfzentrum nachzufragen, ob Dosen verfügbar seien, um sich gegebenenfalls gleich impfen lassen zu können.

Beide Dezernenten stellten noch einmal klar, dass es ihnen nicht um die Aufhebung der gültigen Impfverordnung mit den darin enthaltenen Priorisierungsgruppen gehe, sondern um eine Erhöhung des Impftempos durch flexible und spontane Nutzung sich ergebender Freiräume. Dies sei die Voraussetzung für eine rasche Immunisierung eines Großteils der Bevölkerung und damit auch für eine baldige Rückkehr zur Normalität in allen Lebensbereichen.