Weiße Kuhle & Wichtellöcher: Gleich zwei Geotope des Jahres gekürt
Was haben die sogenannte „Weiße Kuhle“ bei Marsberg und die Wichtellöcher in der Nähe von Wabern gemeinsam? Seit 2022 lässt sich diese Frage ganz leicht beantworten: Sie sind beide etwas so Besonderes im Nationalen Geopark GrenzWelten, dass sie den Titel „Geotop des Jahres“ tragen dürfen. Erstmals wurden damit gleich zwei Formationen mit dem begehrten Qualitätsprädikat bedacht, das nun schon seit dem Jahr 2017 regelmäßig verliehen wird.
Die Auswahl der (per Definition) „erdgeschichtlichen Formationen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln“ als Geotope des Jahres 2022 sei nicht leichtgefallen, betont Geoparkleiterin Kim Peis und freut sich zugleich darüber, dass so viele Vorschläge wie nie zuvor eingereicht wurden. „Die Weiße Kuhle und die Wichtellöcher haben letztendlich bei der Prüfung und Abstimmung gleich herausragend abgeschnitten.“ Beide Geotope hätten einen besonders hohen geologischen Wert, gleichzeitig stellten sie tolle Ausflugsziele im Geopark dar. Und obwohl sie nun die Gemeinsamkeit der Auszeichnung in 2022 hätten, entstanden sie in zwei völlig unterschiedlichen Erdzeitaltern… ein deutlicher Hinweis auf die Geotop-Vielfalt in den GrenzWelten.
Die Weiße Kuhle nahe der Leitmarer Straße zwischen Obermarsberg und Erlinghausen ist eine Höhle des ehemaligen Zechsteinmeers, das sich vor rd. 250 Millionen Jahren über weite Teile Europas erstreckte. Dank der Zechstein-Kalk-Ablagerungen entstand auch die Korbacher Spalte, in der das Wappentier des Geoparks seine Heimat hat: Procynosuchus, der Korbacher Urzeitdackel. Vor ca. 800.000 Jahres verlief in dieser Höhenlage dann der Glinde-Fluss und hinterließ eine mehr als 200 m lange Höhle, die heutige Weiße Kuhle. Im Rahmen von Führungen ist sie leider nur im vorderen Bereich einsehbar, der Rest ist einsturzgefährdet. In der Höhle wurden fossile Überreste vom ausgestorbenen Höhlenbären gefunden, einem Verwandten unseres Eisbären. Das vollständige Skelett eines Höhlenbären, aber auch weitere Funde aus der Weißen Kuhle sind im Museum der Stadt Marsberg ausgestellt, eine Geo-Station an der Höhle wird in diesem Jahr installiert. Eine Übersicht zu den Führungen in und um Marsberg bietet der Veranstaltungskalender des Geoparks.
Ein klein wenig später, vor rd. 242-235 Millionen Jahren, entstanden dann die Gesteine der Zeit des Muschelkalks, die Fundstätte der Wichtellöcher zwischen Uttershausen und dem Singliser See in der Schwalm. Im urzeitlichen Meer abgelagert, bestehen die Wichtellöcher vor allem aus Kalk und Mergel. Freigelegt wurden sie erst deutlich später, in der Erdneuzeit, als die Schwalm alte Gesteine herauserodierte und durch die Auswaschung zwei Höhlen in 12 Metern Entfernung zueinander entstanden – die heutigen Wichtellöcher. Etwa einen halben Meter hoch und genauso breit, dienten sie der Sage nach als Stolleneingänge und -ausgänge für die Wichtel, die dort Gold lagerten. Die Wichtellöcher sind gut erreichbar über einen Feldweg (zwischen Uttershausen und Lendorf), angenehm ist auch eine Wanderung entlang der Schwalm vom Singliser See oder von Uttershausen aus. Vor Ort befindet sich eine Informationstafel, eine Führung des Geoparks ist in Planung.