Landkreis und DIAKO meistern Altenpflege gemeinsam

Im Juni 2022 hat die DIAKO Waldeck-Frankenberg gGmbH mit dem „Lisa Bergmann Haus“ in Diemelsee-Adorf eine weitere Seniorenpflegeinrichtung im Landkreis Waldeck-Frankenberg eröffnet. In der Einrichtung werden 48 Bewohnerinnen und Bewohner sehr professionell und empathisch vom Team mit Heimleiterin Gabriele Walther an der Spitze betreut. Davon konnte sich Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent Karl-Friedrich Frese bei einem Besuch gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern der DIAKO Oswald Beuthert und Stefan Kiefer überzeugen.

Der Besuch bot auch die Gelegenheit für den Austausch zu aktuellen Fragen der Seniorenbetreuung und Altenhilfe. Hier arbeiten die Einrichtungen, die heute zur DIAKO gehören, und der Landkreis seit Jahrzehnten eng zusammen. Frese berichtete von einem dramatischen Anstieg der Leistungen für die Hilfe zur Pflege, hervorgerufen durch die sicher gerechtfertigte Einkommensentwicklung beim Pflegepersonal, die gesetzlich eingeführte Tariftreuebindung und die deutlich höheren Aufwendungen, z. B. für Heizung und Lebensmittel. Dies führe dazu, dass immer mehr Menschen wegen deutlich unter den Heimpflegekosten liegenden Renten auf Sozialleistungen angewiesen seien. Beim Landkreis hätten sich die Aufwendungen von langjährig 2,5 Millionen Euro auf mehr als 5 Millionen Euro im Jahr 2022 erhöht. Im laufenden Jahr rechne der Landkreis mit rd. 7,2 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite steige durch die demografische Entwicklung hin zu immer mehr älteren, teilweise pflegebedürftigen Menschen der Bedarf an qualifizierter stationärer Altenpflege, betonte Pfarrer Beuthert. Die Einrichtungen stelle das vor ganz neue Herausforderungen, denn aus Kostengründen kämen die Menschen erst sehr spät und dann mit einem hohen Pflegebedarf in die Einrichtungen. Altenpflegeheime entwickelten sich somit in Teilen immer mehr in Richtung Hospiz.

Auch in der ambulanten Pflege gibt es aufgrund der stark gestiegenen Kosten durchaus besorgniserregende Entwicklungen. Hilfebedürftige bekommen von den Kassen ein monatliches Budget für ambulante Dienstleistungen zugewiesen, das jedoch oft für dringend benötigte Hilfen nicht ausreicht. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich, eine frühe Aufnahme in stationäre Einrichtungen von Menschen mit Pflegebedarf ist die Folge.

Frese und die DIAKO-Vertreter Beuthert und Kiefer sind sich einig: Gesetzgeber sowie Kranken- und Pflegekassen sind dringend gefordert, sich den neuen Herausforderungen in der Altenpflege zu stellen und Lösungen sowie neue Finanzierungsmechanismen zu finden. Derzeit werde die Entwicklung auf den Rücken der Pflegebedürftigen und der kommunalen Haushalte abgewälzt. „Daher wird auch das große Thema `Pflege´ im Mittelpunkt der ersten Kreisgesundheitskonferenz stehen, die wir in der Kreisverwaltung gerade für Anfang 2024 vorbereiten“, so der Sozialdezernent. Im Rahmen dieses Forums soll auch nach der Ausrichtung der Altenpflege der Zukunft mit neuen Angeboten Ausschau gehalten werden.

Ein solches Angebot als Zukunftsmodell für den ländlichen Raum könnten gemischtgenutzte Gebäudekomplexe in all jenen Städten und Gemeinden im Landkreis sein, in denen es noch eine angemessene Grundversorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, ärztlicher Versorgung, öffentlichem Personennahverkehr und Freizeitangeboten gibt. Dort sollen betreute und/oder altengerechte Wohnungen in Nachbarschaft zu sozialem oder frei finanziertem Wohnungsbau etabliert werden. Maßgabe ist, dass sich die Menschen generationenübergreifend oder über örtliche Selbsthilfe gegenseitig unterstützten. Gesundheitszentren und öffentliche wie private Dienstleistungsangebote könnten eingebunden werden. Frese abschließend: „Wir werden uns seitens des Landkreises auf die Suche machen, wo sich ein Pilotprojekt für einen derartigen Gebäudekomplex realisieren lässt.“


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Pflege und Betreuung Fachdienst Soziale Angelegenheiten