Geopark GrenzWelten setzt neues Augmented Reality-Projekt um

Wer sich schon immer gefragt hat, wie denn wohl die sogenannte Frankenberger Kornähre aussah, die vor 250 Millionen Jahren im Bereich des heutigen Steinbruchs Hohenäcker wuchs, bekommt seit Anfang April eine visuelle Antwort. Benötigt dafür wird lediglich ein Smartphone mit QR-Code-Scanner und ein Ausflug zur Geostation an der Straße von der Kernstadt Frankenberg nach Rengershausen, direkt am Abzweig nach Rodenbach. Dort hat der Nationale Geopark GrenzWelten in Zusammenarbeit mit dem Softwareentwickler MT INTERTEX GmbH aus Frankenberg-Schreufa, dem Bauhof der Stadt Frankenberg und der Ederbergland-Touristik ein neues Augmented Reality-Projekt umgesetzt, das die fossile Pflanze naturgetreu zum Leben erweckt.

Unter dem Motto „Vergangenes lebendig machen!“ hatte schon im Sommer vergangenen Jahres der Procynosuchus, prominentester Bewohner der Korbacher Spalte in der Erdzeit des Perm, das digitale Licht der Welt erblickt. Bereits 1.600 Mal ist der Urzeitdackel seitdem per Scan auf Smartphones hochgeladen worden, berichtet Sebastian Freitag vom Softwareentwickler MT Intertex. Nicht zuletzt die guten Erfahrungen mit dem virtuellen Procynosuchus haben den Geopark bestärkt, weitere Projekte in der Augmented Reality anzugehen, ergänzt Geoparkleiterin Kim Peis. Die Frankenberger Kornähre im Steinbruch Hohenäcker ist nun das zweite derartige Angebot in den GrenzWelten.

Bei einem kleinen Rundgang durch den Steinbruch erfahren Interessierte an drei Stationen mit jeweils einem QR-Code Wissenswertes über das urzeitliche Zechsteinmeer mit seinem Deltasystem und über die Kornähre als einzigartige Vertreterin der Pflanzenwelt aus der Oberpermzeit rd. 250 Millionen Jahre vor unserer Zeit. So kann die Fossilienfundstätte ohne Führung erkundet und die Informationen auf dem Smartphone mit nach Hause genommen werden. Die QR-Codes stellen einen vor allem für jüngere Menschen attraktiven Türöffner in die Welt des Geoparks dar und bringen die spannenden Funde der GrenzWelten auf spielerische Weise nahe.

Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß dankt dem Geopark und den Softwareentwicklern, dass durch ihren Einsatz nun die heimische Region von vor 250 Millionen Jahren sichtbar gemacht wird. Die ehemalige Ziegelei der Firma Bötzel, der heutige Steinbruch Hohenäcker, sei noch bis in die 1990er Jahre hinein aktiv gewesen und es sei schön, sie mit der virtuellen Kornähre nun wieder mit Leben erfüllt zu sehen. „Bitte genau so weitermachen!“ wünscht sich Bürgermeister Heß an den Geopark gerichtet.

Dieser Bitte sowie selbstverständlich auch dem Dank schließt sich Landrat Dr. Reinhard Kubat an – einen Besuch sei der Steinbruch Hohenäcker dank des digital lebendig gewordenen Pflanzenfossils nun doppelt wert. Der Landrat sieht den Einsatz des Geoparks aber auch noch in einem anderen Zusammenhang als wichtig an: „Die Corona-Pandemie wird irgendwann vorbei sein, die Herausforderungen des Klimawandels bleiben und brauchen unsere ganze Aufmerksamkeit.“ Daher habe er bei der Kreisverwaltung ein „Team Klimawandel“ aufgestellt, dem auch Geoparkleiterin Kim Peis angehöre. Um die wichtigen Themen des Geoparks einer noch größeren Interessentenschar nahezubringen, könne beispielsweise eine Mehrsprachigkeit der Informationstafeln mit englisch und niederländisch angedacht werden. „Vergangenes lebendig machen und gleichzeitig das Lebendige von heute zu erhalten, das sollte unser gemeinsames Ziel sein“, so der Landrat abschließend.