Landkreis informiert über mRNA-Impfstoffe

Mit den Impfstoffen - egal welcher Art - sind viele Hoffnungen verbunden möglichst bald in eine neue Normalität zurückzukehren. Warum der Landkreis zu einer Impfung rät, erklärt der Amtsarzt und stellvertretende Leiter des Fachdienstes Gesundheit Dr. Frank Schäfer im Interview.

1. Wie wirken mRNA-Impfstoffe? Was unterscheidet sie von herkömmlichen Impfstoffen?

Dr. Frank Schäfer: „Bei altbekannten Impfungen wie gegen Grippe, Masern oder Windpocken wird der Erreger selbst in einer abgeschwächten Form verimpft. Der Impfschutz bei der mRNA-Impfung funktioniert über einen raffinierten Trick: Der Impfstoff bringt nicht den Erreger selbst, sondern lediglich den Bauplan eines harmlosen Teils des Virus in unseren Körper. Dieser baut eine Kopie in seinen Zellen nach, bildet gleichzeitig eine Immunantwort und stellt Abwehrstoffe gegen das Virus her. Kommt man dann tatsächlich mit dem Erreger in Kontakt, weiß unser Körper ganz genau, wie er damit umgehen kann. Der Impfstoff verhindert nicht die Ansteckung mit dem Virus, sondern soll den Ausbruch der Infektion in unserem Körper verhindern bzw. dafür sorgen, dass eine Erkrankung deutlich abgeschwächt verläuft.“


2. Kann der Impfstoff unsere Erbinformation gentechnisch verändern?

Dr. Frank Schäfer: „Dass der mRNA-Impfstoff unsere Gene verändert, wird von führenden Wissenschaftlern nach jetzigem Kenntnisstand für nahezu unmöglich erachtet. Die Erbinformation des Virus, die unser Körper mit der Impfung bekommt, dient nur als Bote für die Herstellung der Abwehrstoffe. Danach werden die Bestandteile des Impfstoffs in kurzer Zeit wieder von unserem Körper abgebaut.“


3. Können Geimpfte das Virus trotzdem an andere Menschen weitergeben?

Dr. Frank Schäfer: „Ob geimpfte Menschen das Virus trotzdem an andere weitergeben können, steht nach aktuellem Stand der Wissenschaft noch nicht endgültig fest. Sicher ist aber: Je stärker die Symptome einer erkrankten Person sind, umso wahrscheinlicher ist eine Übertragung des Virus auf andere. Da der Impfstoff Verläufe und damit auch Symptome mildert, kann er dadurch auch die Ansteckungsrate deutlich senken. Das ist unsere Hoffnung – und auch das Ziel der Impfungen: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Pandemie eingedämmt ist, wenn 70 Prozent der Bevölkerung geimpft – und damit zwar nicht immun gegen das Virus, wohl aber gegen schwere Verläufe – sind.“


4. Welche Nebenwirkungen kann es geben?

Dr. Frank Schäfer: „Wie bei allen anderen Impfungen auch, kann es vereinzelt zu typischen Impfreaktionen wie Müdigkeit, Kopf- oder Gelenkschmerzen, Übelkeit, Schüttelfrost, Schmerzen an der Einstichstelle oder Fieber kommen. Diese sind aber erstmal kein Grund zur Sorge und sollten in der Regel nach wenigen Tagen wieder vollständig abklingen. Sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert.“


5. Informationen gibt es zu den Langzeitstudien?

Dr. Frank Schäfer: „Langzeitstudien gibt es nicht. Führende Virologen sind sich aber darin einig, dass nach jetzigem Stand der Forschung mit keinen gravierenden Langzeitfolgen zu rechnen ist. Alle Erkenntnisse zum Impfstoff werden mit größter Sorgfalt überwacht und ausgewertet.“


6. Welche Hürden musste der Impfstoff bis zur Zulassung nehmen?

Dr. Frank Schäfer: „Wie jeder andere Impfstoff auch, wird der gegen das Coronavirus intensiv geprüft und durchläuft sehr strenge Prozesse. Die Zulassung unterliegt umfangreichen wissenschaftlichen und gesetzlichen Kontrollen, die auch in der Kürze der Zeit nicht vernachlässigt wurden. Zur schnellen Entwicklung des Medikaments haben unter anderem neue Technologien, beschleunigte Zulassungserfahren und weltweite Kooperationen beigetragen – aber vor allem auch das Wissen, das man über ähnliche oder verwandte Viren bereits hat.“


7. Was ist der Vorteil einer Impfung?

Dr. Frank Schäfer: „Bisher gibt es keine spezifische Therapie gegen das Virus, das die Covid-19-Erkrankung auslöst, die schwerste bis tödliche Verläufe nehmen kann. Durch eine Impfung sollen Krankheitsausbrüche vermindert und Verläufe abgemildert werden. Zwar schützen wir in erster Linie uns selbst, sorgen aber gleichzeitig dafür, dass unser Gesundheitssystem alle Erkrankten entsprechend versorgen kann. Durch eine hohe Impfrate erhofft man sich, die Pandemie schnell in den Griff zu bekommen, um so wieder in die Normalität zurückzukehren zu können.“