Alte Scheune wird zum Wohnhaus: Förderbescheid überreicht

In den Dörfern und kleinen Städtchen des Landkreises Waldeck-Frankenberg gibt es einige Gebäude, die offensichtlich nicht erst vor 30 Jahren gebaut wurden, sondern mindestens aus dem vorletzten Jahrhundert stammen und deutlich bessere Zeiten gesehen haben. Viele von ihnen stehen seit Jahren und Jahrzehnten leer, werden oftmals schon genauso lange zum Verkauf angeboten, finden aber keine Interessenten. Ihr Problem: Sie fallen nicht unter Denkmalschutzbestimmungen, wären also auch nicht aus Mitteln des Denkmalschutzes förderfähig.

Eine Lösung für dieses Problem bietet der Landkreis Waldeck-Frankenberg nun schon seit 1. Januar 2019 und noch bis Ende 2023 an: sein Förderprogramm zur Sanierung alter Bausubtanz. Insgesamt eine halbe Million Euro werden daraus jedes Jahr zur Verfügung gestellt, um neue Nutzungskonzepte für ältere Gebäude zu ermöglichen. Akzente zu setzen und Anreize für eine noch lebenswertere Gestaltung des ländlichen Raums zu schaffen, ist die Zielsetzung des Förderprogramms.

Erster Kreisbeigeordneter und Baudezernent Karl-Friedrich Frese freute sich, nun für ein besonders spannendes Projekt in der Kernstadt Waldeck einen Förderbescheid über die Höchstsumme 25.000 Euro übergeben zu können. Bauherr Hubertus Nottscheid wird eine Scheune aus dem Jahr 1891, die zuvor ungenutzt war, zur Wohnung umbauen lassen. Kellergeschoss und ein Teil des Erdgeschosses waren bereits vor 19 Jahren durch den Vorbesitzer im Rohbau fertiggestellt worden. Ergänzend soll nun noch eine Zwischendecke aus Beton im Erdgeschoss eingezogen werden. Auf der so entstehenden, über eine Treppe erreichbaren Empore möchte Bauherr Nottscheid ein Arbeitszimmer einrichten.

„Vor zwei Jahren haben meine Frau und ich uns entschlossen, hierher nach Waldeck zu ziehen und noch einmal einen kleinen Betrieb aufzubauen“, erzählt Hubertus Nottscheid. Der gelernte Koch und studierte Vertriebs- und Marketingfachmann war bei seinen Jagdaufenthalten im Landkreis zuvor immer wieder an der zum Verkauf stehenden Scheune vorübergefahren. Die Pläne des Ehepaares, im Erdgeschoss der Scheune einen kleinen Regionalladen und eine Destillerie einzurichten und das noch abzutrennende Dachgeschoss als Wohnraum zu nutzen, scheiterten jedoch an zu komplizierten und teuren Genehmigungsverfahren. „Die Denkmalpflege des Landkreises hat uns dann auf das Förderprogramm zur Sanierung alter Bausubstanz aufmerksam gemacht“, so Nottscheid; diese Möglichkeit hätten sie sofort dankbar aufgegriffen.

„Genau für solche Zwecke ist unser Förderprogramm zur Sanierung alter Bausubstanz gedacht – Leben in alte Gebäude zu bringen, etwas gegen die vielen Leerstände zu tun und damit den ländlichen Raum noch ein wenig attraktiver zu gestalten“, betonte Baudezernent Frese. Es werde immer wieder das „Zurück aufs Land!“ gepredigt, dafür müssten aber alle Beteiligten etwas tun, auch der Landkreis im erweiterten Bereich des Denkmalschutzes. So habe man sich vor einiger Zeit entschlossen, hier richtig Flagge zu zeigen und ein finanziell gut ausgestattetes Förderprogramm zu installieren. Nicht zuletzt auch im Hinblick auf das zu schützende Klima: „Jeder neu genutzte Leerstand ist ein Gebäude weniger, das auf der sogenannten grünen Wiese entsteht, wo durch den Bau weiterer wertvoller Boden versiegelt worden wäre.“

Die in der Scheune geplante Brennerei hat das Ehepaar Nottscheid inzwischen direkt am Marktplatz in der Waldecker Kernstadt verwirklichen können. Zusammen mit einem gut ausgestatteten Regionalwarenladen erfreut sich das „Land in Sicht – Wildes aus Waldeck“ großer Beliebtheit bei Einheimischen wie Feriengästen gleichermaßen. Nottscheids Devise: „Das, was gekauft werden soll, muss auch direkt probiert werden können“, kommt bestens an. Und demnächst wird das Angebot noch um selbst gebrautes Bier erweitert – im kürzlich erworbenen Herrenhaus des alten Hofguts in Höringhausen soll eine Brauerei entstehen. Insgesamt ein gelungenes Beispiel, wie durch engagierte Ideen neues Leben in ansonsten brachliegende kernstädtische Bereiche einziehen kann.