Mutmachbotschaften des Landrats: Hoffnung - Bunt wie ein Regenbogen

Das Coronavirus ist momentan allgegenwärtig – und dominiert nahezu tagtäglich jeden Lebensbereich. Um den Menschen in Waldeck-Frankenberg in diesen schwierigen Zeiten Mut zu machen, hat Landrat Dr. Reinhard Kubat Anfang des Jahres die Artikelserie „Lichtblicke“ mit insgesamt vier Botschaften zum Mut machen begonnen. Im vierten und abschließenden Beitrag ist die Hoffnung das Thema.


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

selbst die schönste Reise ist einmal zu Ende und so geht es nun auch meinen „Lichtblicken“, den kleinen Mutmachbotschaften, mit denen ich Ihnen den Weg durch die schwierige Zeit der Pandemie ein wenig leichter machen wollte. Ich hoffe, dass mir dies gelungen ist, dass Sie beim Lesen die Kraft des Lichts, die kleinen Freuden und erstaunlichen Wunder nachempfinden konnten und sich ihre Augen für die trotz schwerer Zeiten vorhandenen Schönheiten des Lebens geöffnet haben. Und mit diesem „ich hoffe“ bin ich auch schon beim abschließenden „Lichtblick“, der die Gedankenreise wie versprochen zu einem schönen Abschluss bringen soll: der Hoffnung.

Erinnern Sie sich noch daran, was Sie in der Kindheit am liebsten gemalt haben? Welcher Buntstift oder Wachsmalstift am schnellsten aufgebraucht war? Viele von Ihnen werden nun bestimmt voller Überzeugung spontan mit „gelb“ für eine leuchtende Sonne und „blau“ für einen nicht minder strahlenden Himmel antworten. Wenn Sie aber noch ein wenig länger nachdenken, sind nicht andere Farben fast genauso intensiv genutzt worden? Schauen Sie sich ruhig die Bilder Ihrer Kinder oder Enkel noch einmal genauer an. Ich bin mir sicher, dass Sie darauf mindestens so viele Regenbögen finden werden wie fröhlich gelbe Sonnen und schimmernd blauen Himmel. Denn der Regenbogen mit seinen sieben Glücksfarben fasziniert uns Menschen schon seit Urzeiten.

Kaum jemand bleibt unberührt davon, wenn nach einem Unwetter oder einem kräftigen Schauer am aufklarenden Firmament wie durch Zauberhand das Farbenspiel des Regenbogens erscheint. Es steht für Veränderung – vom Regenwetter zu Sonnenschein - genauso wie für Aufbruch – aus der Düsternis des bedeckten in die Helligkeit des klaren Himmels – und ist so das stärkste Hoffnungssymbol. In vielen mündlichen und schriftlichen Erzählungen unterschiedlichster Völker findet sich der Regenbogen, in Mythen, in der Kunst, stets als Zeichen der Zuversicht, als Mutmacher, dass alles wieder gut wird, so schlimm es auch im Moment erscheinen mag. Selbst Friedrich Nietzsche, der sonst ja nicht unbedingt für Optimismus bekannt war, verwendete ihn in seinem zuversichtlichen Ausspruch: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens.“

In der Bibel ist der Regenbogen das Zeichen des Bundes zwischen Mensch und Gott und auch im Glauben der Germanen stand die farbige Brücke am Himmel für die Verbindung zu den Göttern. Über den Bifröst, die dreistrahlige Regenbogenbrücke, konnte der Kontakt zwischen Midgard, der Erde, und Asgard, dem Götterwohnsitz gehalten werden. Und mit der Zerstörung des Bifröst im Ragnarök, dem Ende der Welt, wurde zugleich jegliche Hoffnung vernichtet. Wie gut, dass wir nur in den Himmel zu schauen brauchen, um immer wieder einen neuen Regenbogen und damit auch neue Hoffnung zu entdecken!

Regenbögen sind allerdings noch so viel mehr, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. In ihnen manifestiert sich die Sehnsucht nach Trost und einer besseren Welt, die hinter dem Farbenspiel am Himmel auf uns wartet, die jenseits der Brücke zum Greifen nah ist. So nimmt es nicht Wunder, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika der 3. April zum „Find a rainbow-Day“ erklärt wurde und damit auch fleißig, voller Hoffnung nach dem Topf mit Gold gesucht wird, der am Ende des Regenbogens vergraben sein soll. Welch ein Glück für jeden, der diesen Goldtopf findet und sich mit seinem Reichtum von Sorgen und Nöten befreien kann! Oder erinnern wir uns an das bekannte Lied „Over the Rainbow“ aus dem Filmmusical „Der Zauberer von Oz“, das von Judy Garland gesungen seinen Siegeszug in die Welt antrat. Zu Beginn des 2. Weltkriegs veröffentlicht, verkörperte es für viele Soldaten die Sehnsucht nach der Heimat. Sie träumten von einem Ort „where troubles melt like lemondrops“, wo Schwierigkeiten wie Zitronenbonbons dahinschmelzen. „Over the Rainbow“ ließ sie die Entbehrungen, die Ängste des Krieges tatsächlich ein Stück besser ertragen und neue Hoffnung schöpfen.

Jenseits des Regenbogens, wo sich Sorgen und Ängste wie ein langsam gelutschtes Bonbon nach und nach in Luft auflösen… lassen Sie uns an diese Sehnsucht anknüpfen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, lassen Sie uns gemeinsam bei jedem Anblick eines Regenbogens voller Hoffnung an einen Ort ohne Schwierigkeiten glauben. Auch wenn es eine kleine, schmale, kurzzeitige Himmelsbrücke ist, sie kann uns hoffnungsvoll machen. Und Sie wissen ja: „Hoffnung ist wie der Zucker im Tee – auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles.“ Stückchen für Stückchen, Zuckerkristall für Zuckerkristall, wächst so unsere Zuversicht, unsere Gewissheit, die Pandemie einzudämmen… vielleicht noch nicht morgen oder übermorgen, aber doch irgendwann. Wie selbst auf das heftigste Unwetter einmal wieder Sonnenschein folgt und den allerschönsten Regenbogen hervorbringt.

Nun ist es also erreicht, das Ziel meiner Gedankenreise. Herzlichen Dank sage ich all jenen, die mich in den vergangenen Wochen auf meinem Weg begleitet haben. Die sich mit zustimmenden Worten, mit Kommentaren oder passenden Bildern zu den einzelnen Stationen der Reise zurückgemeldet haben. Sie haben mir eines bestätigt: Die Schönheiten des Lebens liegen doch nicht ganz so im Verborgenen, wie wir es manchmal befürchten müssen. Sie werden wahrgenommen und miteinander geteilt, zur Freude von Vielen. Zum wirklich guten Schluss verabschiede ich Sie daher mit der Erkenntnis des Autors Peter Kuznick in ein zuversichtliches Morgen: „Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören.“ Mögen es ausschließlich harmonische Töne in dem Dur-Klang einer Freudensinfonie für Sie sein!

Dr. Reinhard Kubat

Landrat