Starke Heimat: Landkreis und Stadt Korbach erhalten Landesförderung 

Unter der Überschrift „Digitaler Transformationsprozess von Gesellschaft, Verwaltung und Region“ haben der Landkreis Waldeck-Frankenberg und die Stadt Korbach eine Vielzahl von Maßnahmen zusammengefasst, die bis Ende 2022 dazu führen sollen, dass die Potenziale der Digitalisierung effektiv genutzt und neue Angebote geschaffen werden. Die Projekte werden vom Land Hessen durch die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ mit 862.088 Euro unterstützt. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute die Förderzusagen an Landrat Jürgen van der Horst und Bürgermeister Klaus Friedrich überreicht.

„Wir wollen die Möglichkeiten moderner IT-Infrastruktur, innovativer Technologien und optimierter Prozesse ausschöpfen, um die Verwaltung stetig zu modernisieren und die vielfältigen Aufgaben effizient und bürgernah zu erfüllen“, sagte die Ministerin. „Die digitalen Möglichkeiten eröffnen neue Perspektiven, weshalb wir als Land Hessen die Kommunen ermuntern, diese Chancen zu ergreifen und gerne finanziell und beratend unterstützen.“

Der erste Schwerpunkt des Vorhabens liegt im Bereich eGovernment/Verwaltungsdigitalisierung. Hier sollen bei der Stadt Korbach weitere technische und innovative Grundlagen in der Verwaltung geschaffen werden, um digitale Kompetenzen aufzubauen und zu fördern. Die Verwaltung plant die Umsetzung von 16 Einzelmaßnahmen, die allesamt Teil eines Gesamtkonzepts sind und ineinandergreifen beziehungsweise aufeinander aufbauen. Zu den konkreten Vorhaben zählen unter anderem die Einrichtung eines Online-Terminmanagements mit angeschlossenem Bürgerleitsystem sowie eine rund um die Uhr zugängliche Dokumentenausgabebox inklusive einer Fotostation im neuen Rathaus. Weiterhin werden im laufenden Jahr ein Onlineportal zur Beantragung eines Kindergartenplatzes mit angeschlossenem Verwaltungsfachverfahren und ein digitales Liegenschaftsinformationssystem eingeführt. Der städtische Internetauftritt soll mit Service-Design-Methoden weiterentwickelt und barrierefrei gestaltet werden. Zudem sind umfassende Investitionen in Erweiterungen der Serverstruktur geplant, um Außenstellen anbinden und weiterhin zuverlässige Homeoffice-Arbeitsplätze anbieten zu können. Innerhalb des Stadtgebietes wird ein smartes Straßen-Wetter-Informationssystem (SWIS) aufgebaut, über das per App kostenfrei aktuelle Informationen abgerufen werden können.

Der zweite Bereich, der gefördert wird, ist die Entwicklung und der Aufbau eines Stadtlabors mit angeschlossenem Coworking-Space in Korbach. Durch dieses soll die Infrastruktur bereitgestellt werden, so dass mehr Menschen von vor Ort arbeiten können. Dadurch versprechen sich die Kreisstadt und der Landkreis unter anderem nicht nur, dass unterschiedliche Nutzergruppen zusammengeführt werden, sondern dass vor allem auch mehr Menschen im ländlichen Raum wohnen bleiben und weniger pendeln müssen. Da das Stadtlabor klar auf Beteiligungsprozesse ausgerichtet werden soll, können neue Synergien entstehen.

„Mit dem Projekt möchten wir moderne Arbeitsmöglichkeiten für Freiberufler, kleine Start-Ups, Geschäftsreisende oder andere Berufstätige im Landkreis schaffen, die selbst keine eigenen Büroräume vor Ort haben“, erläutert Landrat Jürgen van der Horst das Projekt. „Durch das moderne Angebot werden optimale Möglichkeiten geschaffen, damit die Zielgruppe mobil gut arbeiten kann.“ Akteure fänden so nicht nur flexiblere Arbeitsbedingungen vor, sondern würden auch von der Vernetzung untereinander profitieren können.

Das dritte Projekt zielt auf den Tourismus. Mittels Augmented Reality sollen bis Mitte 2023 auf dem 560 Meter hohen Eisenberg bei Korbach Besucher die Entstehung der Landschaft in verschiedenen geologischen Zeitabschnitten nachvollziehen oder über Umweltbedingungen und klimatische Veränderungen Informationen erhalten. Das Angebot soll mittels QR-Code abgerufen werden können. Über die Smartphone-Kamera der Nutzenden wird die landschaftliche Entwicklung dann in das Live-Bild eingefügt, so dass Realität und digitale Welt miteinander verschmelzen und eine Geschichte erzählen.

„Mit diesem deutschlandweiten Pilotprojekt wollen wir Wissen in innovativer und interaktiver Form darstellen und gleichzeitig Naturwissenschaften und aktuelle Technik verbinden“, erläuterte Bürgermeister Klaus Friedrich. Der Geopark GrenzWelten des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat das Konzept entwickelt und bereits ähnliche Projekte umgesetzt. „Durch das interaktive Projekt machen wir Vergangenes lebendig, Geschichte digital erlebbar und setzen so einen weiteren touristischen Impuls im Landkreis Waldeck-Frankenberg“, ergänzt der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Waldeck-Frankenberg Karl-Friedrich Frese.

Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung eingerichtet. Diese ist ein zentraler Anlaufpunkt für alle Belange im Bereich smarter Kommunen. „Unser Ziel ist es, mithilfe digitaler Technologien das Leben der Bürgerinnen und Bürger angenehmer zu gestalten, Ressourcen zu schonen, Inklusion und Teilhabe zu steigern. Die smarte Region ermöglicht den Handelnden aus Wirtschaft und Politik, mit digitalen Angebote realen Nutzen zu schaffen“, sagte Digitalministerin Sinemus.


Hintergrund Programm „Starke Heimat Hessen“

Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs. Rund 20 Millionen Euro stehen jährlich von 2020 bis 2024 im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung zur Verfügung, die in drei Maßnahmen aufgeteilt sind. Jeweils vier Millionen Euro fließen von 2020 bis 2024 in die Digitalisierungsplattform Civento, die vom Land Hessen den Kommunen flächendeckend kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die Plattform bildet einen zentralen Baustein für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im kommunalen Bereich. Zudem können Kommunen darauf Anträge elektronisch bearbeiten – ein wichtiger nächster Schritt hin zur Volldigitalisierung der kommunalen Verwaltung. Weitere knapp 16 Millionen Euro wurden 2020 für die Verwaltungsdigitalisierung zur Verfügung gestellt. Und drittens werden von 2021 bis 2024 jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren.