Landkreis setzt sich für „Stille Stunde“ beim Einkaufen ein

Laute Durchsagen, dauerhafte Musik oder grelle Beleuchtung in Geschäften oder Supermärkten können für Menschen mit Autismus, neurologischen Erkrankungen, Sinnesbeeinträchtigungen oder chronischen Schmerzen und Erschöpfungszuständen eine große Belastung beim Einkaufen sein. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg möchte dazu beitragen, die Teilhabe Betroffener zu fördern, sensorische Barrieren abzubauen – und unterstützt daher Supermärkte und Geschäfte bei der Einführung einer „Stillen Stunde“.

Ruhige Atmosphäre schaffen
Das bedeutet, regelmäßig eine ruhigere Atmosphäre in Geschäften zu schaffen und in dieser Zeit unterschiedliche Maßnahmen anzubieten oder unterlassen, z.B. das Licht zu dimmen, laute Umgebungsgeräusche, Durchsagen oder Telefonate zu vermeiden, Geräusche an der Kasse zu reduzieren, Assistenzhunde zuzulassen oder auch Ruhebereiche anzubieten. Dies hilft insbesondere Menschen mit sensorischen Beeinträchtigungen – also Personen, die mit nicht sichtbaren Behinderungen leben und im Alltag häufig besonderen Belastungen ausgesetzt sind.

„Zeichen für Inklusion, Rücksicht und Achtsamkeit“
„Der Landkreis Waldeck-Frankenberg setzt mit der Förderung der „Stillen Stunde“ ein deutliches Zeichen für mehr Inklusion, Rücksicht und Achtsamkeit“, betont der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Karl-Friedrich Frese. „Unser Ziel ist es, allen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie gut sind, so wie sie sind. Weiterhin möchten wir gemeinsam engagiert Teilhabe ermöglichen und eine Gesellschaft fördern, die nicht sichtbare Behinderungen wahrnimmt und anerkennt.“

Nicht alle Beeinträchtigungen und Behinderungen sind sichtbar
Nicht sichtbare Behinderungen stellen kein Randphänomen dar, sie betreffen Menschen aus allen Altersgruppen und Lebensbereichen. Dazu gehören körperliche, psychische und neurologische Einschränkungen wie chronische Erkrankungen, Erschöpfungssyndrome, Autismus-Spektrum-Störungen, ADHS, Depressionen, Angststörungen, Epilepsie, Diabetes oder Autoimmunerkrankungen. „Da diese Beeinträchtigungen von außen meist nicht erkennbar sind, werden Betroffene oft mit Unverständnis konfrontiert und stehen immer wieder vor der Herausforderung, ihre Situation erklären zu müssen“, erläutert die kommunale Behindertenbeauftragte des Landkreises Alexandra Köck. „Gleichzeitig erbringen sie im Stillen enorme Leistungen, um ihren Alltag zu bewältigen, was von ihrem Umfeld häufig kaum wahrgenommen wird. Diese fehlende Sichtbarkeit macht das Leben oft zusätzlich belastend. Unsichtbare Behinderungen erinnern uns daran, wie vielfältig Lebensrealitäten sind – und wie bedeutend Empathie im Alltag ist. Für sie möchten wir eine bessere Teilhabe schaffen.“

Menschen den Alltag erleichtern
Die „Stille Stunde“ trägt dazu bei, Menschen den Alltag zu erleichtern, die aufgrund von Lärm, Hektik oder anderen sensorischen Reizen besondere Herausforderungen erleben. Während dieses regelmäßig stattfindenden Zeitraums in Supermärkten oder Geschäften entsteht eine ruhige und entspannte Einkaufsatmosphäre, die ganz bewusst reizreduziert gestaltet wird. Von diesem Angebot profitieren nicht nur Betroffene, sondern auch ältere Menschen, Familien mit kleinen Kindern und alle, die in einer ruhigeren Atmosphäre einkaufen möchten.

Unterstützung durch den Landkreis
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg unterstützt Geschäfte umfassend bei der Einführung und Umsetzung der Stillen Stunde. Er bietet Beratung zu geeigneten Maßnahmen an, stellt Informations- und Werbematerialien zur Verfügung und trägt dazu bei, die Idee bekannt zu machen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich an der Initiative zu beteiligen und damit einen wichtigen Beitrag zu einem achtsamen, inklusiven Miteinander zu leisten. Als Ansprechperson für Supermärkte und den Einzelhandel steht die kommunale Behindertenbeauftragte Alexandra Köck unter E-Mail an alexandra.koeck@lkwafkb.de oder telefonisch unter 05631 – 954 1625 zur Verfügung, die alle Interessierten herzlich dazu aufruft, sich zu melden, sich beraten zu lassen und an der Initiative teilzunehmen.

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