Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung 

Eine Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall. Daher setzt sich der Landkreis Waldeck-Frankenberg bereits seit Jahren für eine entsprechende Versorgung von Betroffenen ein – gemeinsam mit dem Kreiskrankenhaus in Frankenberg. Die Öffentlichkeit immer wieder für dieses Tabuthema zu sensibilisieren ist wichtig. Daher startet der Landkreis auch in diesem Jahr wieder unterschiedliche Maßnahmen – von digitalen Werbeflächen über analoge Aufsteller bis hin zu Kinowerbung.

Medizinische Versorgung ohne Anzeige
Viele Betroffene von sexuellen Übergriffen zögern aus verschiedenen Gründen, eine polizeiliche Anzeige zu erstatten. Doch dieser Schritt sollte nicht über die entsprechende medizinische Versorgung entscheiden. Oftmals bestehen Ängste, dass Betroffene ohne Anzeige keine Hilfe erhalten oder zu einer solchen gedrängt werden, was zu erheblichen gesundheitlichen und psychischen Folgen führen kann. In Waldeck-Frankenberg können Betroffene nach einer Vergewaltigung medizinische Hilfe erhalten, ohne dass sie sich zur Anzeige verpflichtet fühlen. Die medizinische Versorgung kann sowohl mit als auch ohne Spurensicherung erfolgen. Selbstverständlich immer unter Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht.

Spuren werden ein Jahr lang aufbewahrt
Im Kreiskrankenhaus Frankenberg ist eine sofortige medizinische Versorgung der Betroffenen möglich, absolut kostenfrei. Auf Wunsch der Betroffenen erfolgt eine Spurensicherung, wobei die gesicherten Spuren bis zu einem Jahr lang in der Rechtsmedizin in Gießen sicher aufbewahrt werden. Sollten sich Betroffene innerhalb dieses Zeitraums zu einer Anzeige entschließen, können die Spuren von der Polizei genutzt werden. Falls jedoch keine Anzeige erfolgt, wird das Material anschließend vernichtet.

Gabriele Schalk, die leitende Oberärztin und kommissarische Leiterin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus, macht deutlich: „Jede Frau befindet sich nach einem sexuellen Übergriff in einer Ausnahmesituation. Wir bieten jederzeit eine sensible medizinische Versorgung an und beraten die Frauen einfühlsam. Die optionale Spurensicherung bringt eine Entlastung für die Betroffene. Sie gibt ihr vor allem die Zeit, in Ruhe über eine Anzeige nachzudenken.“

Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Um die Bevölkerung für dieses wichtige Angebot zu sensibilisieren, wird zwischen dem 20. und 26. November in zwei Sälen des Kino Studio in Willingen sowie in fünf Sälen des Kino Cine K in Korbach Kinowerbung geschaltet. Zudem wird bis 31. Dezember eine digitale Werbefläche in Bad Wildungen genutzt und vom 24. November bis 30. November eine digitale Werbefläche in Frankenberg bespielt. Darüber hinaus fand zudem im Oktober bereits eine Großflächenwerbung rund um Einkaufsmöglichkeiten in mehreren Städten statt, darunter Bad Arolsen, Burgwald, Diemelsee, Diemelstadt, Frankenau, Gemünden (Wohra), Haina (Kloster), Lichtenfels, Rosenthal, Vöhl, Volkmarsen und Waldeck.

„Hilfestellung leisten – niederschwellig und vertrauensvoll“
„Unsere oberste Priorität ist es, den Betroffenen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie in einer solchen Situation benötigen“, erläutert die Frauenbeauftragte des Landkreises Beate Friedrich das Konzept. „Ganz niederschwellig, vertrauensvoll und ohne den Druck, eine Anzeige machen zu müssen.“ Selbstverständlich ist allen Betroffenen dazu geraten, sexuelle Übergriffe polizeilich zu melden. „In der akuten Situation sind Betroffene aber oft zunächst damit überfordert. Durch unser Konzept können sie sich auch zu einem späteren Zeitpunkt immer noch dafür entscheiden, wenn sie das möchten – und dann die gesicherten Spuren dafür verwenden.“ Weitere Infos gibt es hier


Bildunterschrift (v.l.n.r.): Machen auf das Thema „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ aufmerksam: Landrat Jürgen van der Horst, Oberärztin Gabriele Schalk, Assistenzärztin Carolin Gattinger sowie Miriam Drüppel und Tanja Schreiber vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Landkreises Waldeck-Frankenberg. (Foto: Kreiskrankenhaus Frankenberg)


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