Fusion: Medizinkonzept sichert zukunftsfähige Gesundheitsversorgung

Ein Krankenhaus an zwei Standorten: Die Kliniken in Frankenberg und Korbach sollen – vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien von Landkreis und Stadt – zum 1. Januar 2026 fusionieren. In den vergangenen Monaten wurden alle strategischen, organisatorischen und rechtlichen Vorarbeiten für das umfangreiche Vorhaben geleistet – so auch die Erarbeitung einer Medizinstrategie für das gemeinsame Haus.

Passgenaues Medizinkonzept als Grundpfeiler der Fusion
Zentrales Element der Fusion ist eine passgenaue Medizinstrategie, die den Bedarfen der Menschen in der Region entspricht und die Leistungen beider Standorte unter einem Dach vereint. „Ziel ist es, ein starkes, überregional wirksames Angebot zu schaffen, das den Anforderungen der modernen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum gerecht wird“, sagt Landrat Jürgen van der Horst als Aufsichtsratsvorsitzender des Kreiskrankenhauses Frankenberg.

„Das Konzept sieht vor, spezialisierte Medizin zu erhalten und auszubauen, wodurch die Versorgungsqualität in der Region gestärkt wird – und zwar nachhaltig und insbesondere unter den Anforderungen der neuen Krankenhaus-Reform“, so Stefan Kieweg, Bürgermeister der Stadt Korbach als Träger des Stadtkrankenhauses. Die gemeinschaftliche Planung und Umsetzung dieses Konzepts sind dabei entscheidend für die zukünftige Ausrichtung des neuen gemeinsamen Hauses.

Relevante Faktoren genau bewertet
Bei der Erarbeitung des medizinischen Konzepts wurden daher die Leistungen der beiden Häuser analysiert, unterschiedliche Szenarien geprüft und strategische Zukunftsoptionen erarbeitet. Sowohl das aktuelle Angebot und die geografische Lage, als auch die Wettbewerber am Markt und die Fallzahlen, Spezialisierungen und besondere Bedarfe, sowie die Bevölkerungs- und Leistungsentwicklung aus dem Einzugsgebiet spielten hierbei eine Rolle – aber vor allem: Die Vorgaben der geplanten Krankenhausreform des Bundes, verbunden mit dem Krankenhausfachplan des Landes Hessen. Alle Faktoren wurden dabei genau bewertet – um eine bestmögliche medizinische Versorgung der Menschen in der Region zu erreichen.

95 Prozent des Leistungsgeschehens bleibt unverändert
Der neue Plan wird demnach wie folgt aussehen: Nahezu alle Leistungen, die aktuell in Frankenberg und Korbach angeboten werden, sollen an beiden Standorten weitestgehend erhalten bleiben. Lediglich der Bereich der Endoprothetik – also elektive Behandlungen zur Implantation neuer Hüft- und Kniegelenke – soll am Standort des Schwerpunktversorgers in Korbach und der entsprechenden Infrastruktur gebündelt werden. Frankenberg und Korbach haben hier in den letzten Jahren ein qualitativ hochwertiges Angebot aufgebaut und sind zertifizierte Endoprothetik-Zentren. So könnte es eine interessante Perspektive sein, sich in den nächsten Jahren gemeinsam zu einem Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung weiterzuentwickeln – und sich damit zukunftsfähig im Markt, auch über Landkreisgrenzen hinaus, aufzustellen.

Millionen für Frankenberger ZNA, Gynäkologie und Stroke Unit
Der Plan sieht weiterhin vor, mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Sonderinvestitionsprogramm des Landes Hessen an beiden Standorten bis 2030 umfassend zu investieren: In Korbach soll die Zentrale Notaufnahme erneuert werden. Mehrere Millionen Euro sollen zudem in die Erweiterung und Renovierung der Zentralen Notaufnahme in Frankenberg fließen, um die Kapazitäten in der Notfallversorgung um zusätzliche Räume zu erweitern. Weiterhin ist beabsichtigt, den gynäkologischen OP-Saal des Kreiskrankenhauses vollumfänglich zu sanieren und die Intensivstation um mehr Stroke Unit-Betten für die Schlaganfallversorgung zu erweitern. Damit einher geht der deutliche Ausbau der Neurologie im Südkreis: Denn zur Verbesserung der Schlaganfall-Versorgung ist in Frankenberg zudem die Etablierung innovativer Medizintechnik zur Früherkennung des Stadiums eines Schlaganfalls geplant.

Beide Standorte bleiben Sicherstellungshäuser
Mit Hilfe der Fusion können so an beiden Standorten mehrere Millionen investiert werden. Die finanziellen Mittel des Landes Hessen, die speziell auf die Förderung von Klinikverbünden ausgerichtet sind, sorgen so zusätzlich für eine Modernisierung der medizinischen Infrastruktur der beiden Sicherstellungshäuser. Dass sowohl Frankenberg, als auch Korbach – auch nach der Fusion – Sicherstellungshäuser bleiben, hat das Land bereits signalisiert.

So werden beide Standorte auch künftig mit den entsprechenden finanziellen Zuschlägen vom Land Hessen unterstützt. Landkreis und Stadt planen, hier aber sogar noch einen Schritt weiter zu gehen: Nach der Fusion wird der Landkreis als künftiger Träger noch einmal detailliert in die Verhandlungen mit den Krankenkassen eintreten, um auch die Zuschläge für unterschiedliche Leistungsbereiche gezielt zu verhandeln.

Land Hessen entscheidet final
„Unser Plan steht und wir sind bereit, damit ins Rennen um die Leistungszuweisung des Landes Hessen als Krankenhausfachplanung zu gehen“, erläutert Gerd Brückmann, der als Transformationsmanager beim Landkreis den Fusionsprozess betreut. „Letzt endlich hat das Land Hessen hier das letzte Wort und entscheidet final über die tatsächliche Zuweisung der medizinischen Leistungen. Wir sind guter Dinge, mit unserer fundierten und durchdachten Medizinstrategie dort auf offene Ohren zu stoßen.“

Verbesserung der finanziellen Situation
Damit wäre nicht nur die optimale medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten in Waldeck-Frankenberg nachhaltig sichergestellt, sondern auch ein grundlegender Schritt hin zu einer Verbesserung der finanziellen Situation beider Häuser getan. Das strukturelle Defizit wird zwar bleiben. Durch die Krankenhausreform kommen jedoch weitere finanzielle Belastungen durch den Wegfall von kleinen Leistungsgruppen mit geringer Fallzahl und der verstärkten Umwandlung stationärer Behandlungen in ambulante Leistungen hinzu. Durch die Fusion wird dieser – sich für beide Standorte abzeichnenden weiteren Verschlechterung der finanziellen Situation – deutlich entgegengewirkt. 


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