Landkreis startet Aktion zum Aktionstag gegen Catcalling

Kommentare wie „Hey Süße!“, „Bleib doch mal stehen!“ oder Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke und ungefragte Bemerkungen: Solche Situationen erleben viele Menschen – insbesondere Frauen – tagtäglich. Was als vermeintliches Kompliment gemeint sein könnte, ist keins. Nie. Sondern sexualisierte verbale Belästigung – so genanntes „Catcalling“. Dagegen gibt es dieses Jahr bereits zum zweiten Mal einen bundesweiten Aktionstag im Juni, zu dem auch der Landkreis Waldeck-Frankenberg auf das Thema aufmerksam machen will.

Viele junge Menschen betroffen
„Den Begriff „Catcalling“ gibt es noch nicht lange, das Phänomen selbst dafür umso länger“, sagt die Frauenbeauftragte des Landkreises Beate Friedrich. Einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu Folge erleben 44 Prozent der Frauen und 32 Prozent der Männer in Deutschland Situationen, in denen sexistische Zeichen und Übergriffe an sie adressiert sind. Gerade junge Menschen sind betroffen. „Wir möchten Situationen wie sie täglich Tausenden von Menschen passieren sichtbar machen – und rufen daher alle dazu auf, ihre Geschichten und Erlebnisse mit uns zu teilen.“

Erfahrungen anonym teilen
Per E-Mail an keinkompliment@lkwafkb.de können Betroffene ihre Erfahrungen mit den Mitarbeiterinnen im Fachdienst Frauen und Chancengleichheit teilen – ganz unverbindlich und anonym. Eine Beschreibung der Situation mit Ort und Datum reicht völlig aus. Angaben zur eigenen Person müssen nicht gemacht werden. „Die Geschichten werden wir ein Jahr lang sammeln und selbstverständlich vertraulich behandeln – und sie dann zum Aktionstag im nächsten Jahr im Juni an den Orten des Geschehens ohne Namensnennung mit Kreide auf den Boden schreiben“, beschreibt die stellvertretende Frauenbeauftragte Miriam Drüppel die Aktion. Sollte es erforderlich sein, bekommen die Betroffenen im Fachdienst Frauen und Chancengleichheit wenn gewünscht natürlich auch Unterstützung.

„Warum wir das machen? Wir möchten deutlich machen, dass sexuelle Belästigung nicht erst mit einer Berührung beginnt, sondern schon bei Pfiffen, Anmachsprüchen und Kommentaren. Dieses Bewusstsein fehlt häufig“, führt sie aus. Ziel der Aktion ist es, Betroffene sprachfähig zu machen und sie dazu zu ermutigen, Catcalling nicht einfach hinzunehmen und auch die Zivilcourage zu fördern. „Im Idealfall soll auch den Tätern ihr Verhalten gespiegelt werden – in der Hoffnung, dass ihnen sehr deutlich wird, wie deplatziert ein solches Verhalten ist.“ Die E-Mail ist ab sofort für Einsendungen freigeschaltet – und zwar ein Jahr lang. Bis Mai 2024. Am 14. Juni 2024 werden die Geschichten dann anonym im öffentlichen Raum sichtbar gemacht.

Online-Lesung am 9. Juni
Bereits zum Aktionstag in diesem Jahr gibt es aber ein weiteres Event: Am 9. Juni findet um 18 Uhr eine Online-Lesung statt, die die Initiatorin der Kampagne „#keinkompliment“ und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter Simone Semmler organisiert hat: Lesen wird die Autorin und Kultur- und Literaturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Gender Studies Hannah Klümpers aus ihrem Buch „Catcalls – Auch Worte sind Belästigung“. Interessierte können sich unter E-Mail an miriam.drueppel@lkwafkb.de für die Lesung anmelden und erhalten dann den Zugangslink.


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Fachdienst Frauen und Chancengleichheit #keinkompliment Gemeinsam gegen Gewalt